Vorlesung: Recht im Unrecht – Zeitgeschichte des Rechts in Diktatur und Demokratie - Details

Vorlesung: Recht im Unrecht – Zeitgeschichte des Rechts in Diktatur und Demokratie - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: Recht im Unrecht – Zeitgeschichte des Rechts in Diktatur und Demokratie
Untertitel
Veranstaltungsnummer 431789
Semester WiSe 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 111
erwartete Teilnehmendenanzahl 230
Heimat-Einrichtung Juristische Fakultät
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Lehre
Erster Termin Mittwoch, 26.10.2022 16:00 - 18:00, Ort: (AUDI 11 (Auditorium))
Art/Form
Sonstiges Erstmals bietet die Juristische Fakultät die neu konzipierte Lehrveranstaltung Juristische Zeitgeschichte an. Nach der Novellierung des Deutsche Richtergesetzes im Jahr 2021 fordert § 5a Abs. 2 S. 3 DRiG, dass die Pflichtfächer „auch in Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Unrecht und dem Unrecht der SED-Diktatur“ unterrichtet werden. Hieran knüpft die Vorlesung Juristische Zeitgeschichte an und behandelt rechtsgebietsübergreifend zentrale Aspekte von Recht und Unrecht in den beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts.

Räume und Zeiten

(AUDI 11 (Auditorium))
Mittwoch: 16:00 - 18:00, wöchentlich (14x)

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

Inhaltliche Beschreibung:



Termin Thema Dozent
1 26. Okt. 2022 Die Göttinger Fakultät und der NS – Teil 1 Schumann
2 2. Nov. 2022 Die Göttinger Fakultät und der NS – Teil 2 Schumann
3 9. Nov. 2022 Römisches Recht im NS Hanewinkel
4 16. Nov. 2022 Emigration von Jurist:innen in der NS-Zeit Hanewinkel
5 23. Nov. 2022 „Rassenhygiene“ im NS-Recht (30 min)
- NS-Volksgruppenrecht (30 min)
- Reichsbürgerschaft und Staatsangehörigkeit (30 min) Helen Abram
Timo Albrecht
Ferdinand Weber
6 30. Nov. 2022 „Verfassungsrecht“ im NS Meinel
7 7. Dez. 2022 Verwaltungsrecht im NS Meinel
8 14. Dez. 2022 NS-Unrecht versus SED-Unrecht – Teil 1 Ambos
9 21. Dez. 2022 NS-Unrecht versus SED-Unrecht – Teil 2 Ambos
10 11. Jan. 2023 Kirchenrecht und Staatskirchenrecht im NS
und in der DDR Heinig
11 18. Jan. 2023 Gesundheitsrecht in Diktaturen Duttge
12 25. Jan. 2023 Verfassungsrecht in der DDR Schorkopf
13 1. Feb. 2023 Demokratischer Zentralismus und Rechtsstaat Schorkopf
14 8. Feb. 2023 Diskussion mit den Studierenden über das Konzept:
Was war gut, was kann noch verbessert werden?



Person Themenblöcke

Eva Schumann 1 Woche
Die Göttinger Fakultät und der NS
1) NS-Zeit
- Entlassungen nach dem BBG 1933 und infolge des Reichsbürgergesetzes 1935 / Emigration / Ausbürgerungen / Enteignungen (Bsp. Honig, Leibholz, Kraus)
- politische Umgestaltung des Lehrkörpers / Berufungspolitik im NS (Bsp.: Ebel, Erler, Saure, Siegert)
- ggf. Eckhardt’sche Studienreform und Kieler Schule (fünf Kieler kamen aus Göttingen: Eckhardt, Larenz, Michaelis, Busse und Schaffstein)

2) Nachkriegszeit 1945-1949 2 Woche
- Neuaufbau der deutschen Universitäten unter der Besatzung
- Entnazifizierung (Bsp.: Ebel, Siegert)
- Wiederaufnahme vertriebener Hochschullehrer / Remigration (Bsp.: Leibholz)

3) Bonner Republik
- Art. 131 GG / Gesetz zu Art. 131 (1951) und Integration NS-belasteter Hochschullehrer (Bsp: Ebel, Schaffstein)
- Umgang mit dem NS-Unrecht: Gesetz zur Regelung der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts für Angehörige des öffentlichen Dienstes (1951) sowie für die im Ausland lebenden Angehörigen des öffentlichen Dienstes (1952) (Bsp.: Honig)

Inge Hanewinkel 3 Woche
1) Römisches Recht im Nationalsozialismus
- “Le droit romain n’est plus” (Louis Aragon, 1944)

2) Emigration von Jurist:innen in der NS-Zeit 4 Woche
- „Die Emigration war nicht gut. Das Dritte Reich war schlimmer.“ (Klaus Mann, 1952)

Helen Abram
Timo Albrecht
Ferdinand Weber 5 Woche
- „Rassenhygiene“ im NS-Recht (30 min)
- NS-Volksgruppenrecht (30 min)
- Reichsbürgerschaft und Staatsangehörigkeit (30 min)

Florian Meinel 6 Woche
1) “Verfassungsrecht” und Verfassungsbegriff im NS
Warum braucht eine Diktatur eine Verfassung?
- Quelle/Textvorlage: Ernst Rudolf Huber, Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches, 1939 (Auszug).

2) Verwaltungsrecht im NS zwischen Modernisierung und Terror 7 Woche
- Quelle/Textvorlage: Deutsche Gemeindeordnung; Energiewirtschaftsgesetz (beide 1935)

Kai Ambos 8 Woche
1) NS-Strafrecht
anhand zentraler NS-Quellen und akademischer Schriften (Dahm, Schaffstein, Welzel etc.)

2) SED-Unrecht 9 Woche
anhand Grenzregime/Mauerschützen-Rspr., akademische Diskussion
- mittelbare Täterschaft der Funktionseliten aufgrund Organisationsherrschaftslehre
- Rückwirkungsverbot insbes. mit Blick auf Art. 7 EMRK [Unterschied Art. 103 GG]
- Radbruchsche Formel, Urteile LG Berlin, BGH, BVerfG, EGMR)

Hans Michael Heinig 10 Woche
Kirchenrecht und Staatskirchenrecht im NS und in der DDR

Gunnar Duttge 11 Woche
Gesundheitsrecht in Diktaturen
- Nürnberger Ärzteprozesse
- "Aktion T4" / Euthanasie: Die Rolle der "Anstaltspsychiatrie"
- Der "Rassenwahn": "Zwangssterilisierungen" (Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, 1933)
- Hirnforschung am KWI
- Nürnberger Kodex / Deklaration von Helsinki, § 216 StGB usw. als Lehren aus der dunklen Zeit
- Instrumentalisierung der Ärzteschaft in der früheren DDR
- "Zentrale Medizinische Dienst" des MfS
- DDR-Psychiatrie
- Die historischen "Altlasten" der Anatomie
- Vergleichender Blick: Organentnahmen in China

Frank Schorkopf 12 Woche
Verfassungsrecht in der DDR
- DDR-Verfassungen von 1949, 1968/74
- Souveränitätsverständnis
- Gewaltenmonismus
- Staatsangehörigkeit/-bürgerschaft
- Sozialistisches Grundrechtsverständnis
- Grundrechte in den DDR-Verfassungen
- Bezüge zum Generationenmodell der Grund- und Menschenrechte im internationalen Recht
„Demokratischer Zentralismus“ und „Rechtsstaat“ 13 Woche
- Funktion und Durchführung von Wahlen
- politische Parteien und Primat der SED
- Sozialistische Gesetzlichkeit
- Parteilichkeit des Rechts
- Lenkung der Rechtsanwendung durch den Parteiwillen
- Die Babelsberger Konferenz (1958)
- Exemplarisch zB die Abschaffung des Verwaltungsrechts und -rechtsschutzes zuvor (und seine vorsichtige Wiederentdeckung in den 1980er Jahren)
- Kompensationsversuche durch nicht-justizielle Mechanismen (Eingaben, Petitionen, gesellschaftliche Kommissionen…)
- zentrale Akteure

Alle Dozent/inn/en 14 Woche
Diskussion mit den Studierenden über das Konzept:
- Was war gut, was kann noch verbessert werden?